Der Aufstieg in die Regionalliga Mitte war eines der vielen Erfolgskapitel in der Präsidentschaftsära von Dir. Jörg Rigger. Nur mehr eine Liga vom Profifußball entfernt und das nach einem Jahrzehnt im Unterhaus-Fußball - Der Mythos SK Vorwärts Steyr lebte mehr denn je zuvor! Doch nun brauen sich dunkle Wolken über dem Kultklub zusammen. Abstiegsgefahr, Lagerbildung und möglicheAltlasten! Vorwärts-Präsident Jörg Rigger bezog nicht nur zu diesen Themen Stellung, sondern sprach auch über den vermeintlich wackelnden Trainerstuhl vonEdi Glieder, die Personalie Georg Zellhofer, das Anforderungsprofil für Neuzugänge und was Kleinreifling mit seiner Präsidentschaft zu tun hat.
"Da hat der Kaiser sein Recht verloren!"
liga3.at: Herr Präsident, wie sieht Ihre Bilanz nach dem ersten Halbjahr des SK Vorwärts Steyr in der Regionalliga Mitte aus?
Dir. Jörg Rigger: "Aufgrund verschiedener Faktoren und Umstände hat sich der sportliche Erfolg nicht so eingestellt, wie ich es wollte. Das hat mit den Einzelleistungen der Spieler genauso zu tun, wie mit der Lagerbildung in eine "Waidhofener", eine "Linzer" und eine "Steyrer" Gruppe. Außerdem haben sich die Neuzugänge nicht so entwickelt, wie erwartet."
liga3.at: Wen sprechen Sie in Bezug auf die Einzelleistungen konkret an?
Dir. Jörg Rigger: "Viele. Doch nehmen wir einen Bozo Kovacevic, der ÖFB-Teamspieler und langjähriger Stammspieler in der Bundesliga war. Er bringt nicht das, was man von ihm erwarten kann. Er müsste doch mit diesen Referenzen positiv aus dem Kollektiv herausstechen - das ist nicht der Fall. Da hat der Kaiser sein Recht verloren!"
"Haben einen echten Zehner an der Angel"
liga3.at: Da sind wohl Nachjustierungen unumgänglich. Wie sieht das Anforderungsprofil für die Neuen aus?
Dir. Jörg Rigger: "Ein "Zehner" fehlt uns allen Ecken und Enden - diese Position muss nachbesetzt werden. Wir haben Kontakte zu einem 21-jährigen Spieler aus Ex-Jugoslawien herstellen können, der dort in der höchsten Spielklasse Stammspieler ist und diese Position bekleidet. Eine sicherlich interessante Option, die wir in einem Freundschaftsspiel testen werden. Dazu hätte ich noch gerne einen Knipser und einen Mann für die Abwehr. Alles jedoch im Rahmen der Möglichkeiten unseres Euros."
liga3.at: Große Panikkäufe sind also ausgeschlossen?
Dir. Jörg Rigger: "Richtig! Wir müssen da ganz rational nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis vorgehen. Von zehn möglichen Kandidaten, werden wir uns nicht den stärksten nehmen, wenn dieser Unsummen verlangt. Dann nehmen wir halt den dritt.- und viertstärksten."
liga3.at: Vorwärts befindet sich Abstiegsgefahr. Mitschuld daran ist sicherlich die verfehlte Transferpolitik im Sommer. Wer übernimmt die Verantwortung?
Dir. Jörg Rigger: "Unser Trainer Edi Glieder übernimmt die volle Verantwortung für die Neuzugänge. Dennoch beobachte ich schon länger das Phänomen, das es nicht einfach ist in Steyr zu spielen. Der Druck ist doch größer als bei vielen anderen Vereinen. Wir werden jedoch unseren Weg weitergehen und die Verjüngung der Mannschaft weiter vorantreiben. Spieler mit Referenzen und großen Namen sind kein Allheilmittel. Das hat man 2007 mit der Verpflichtung von Amir Bradaric schon (wenig) eindrucksvoll gesehen."
"Edi Glieder sitzt hundertprozentig fest im Sattel"
liga3.at: Die Gerüchteküche brodelt - Viele Medien meinen Edi Glieder sei angezählt. Wie fest sitzt er wirklich im Sattel?
Dir. Jörg Rigger: "Die Trainerleistung von Edi Glieder war in Ordnung - er sitzt hundertprozentig fest im Sattel. Einzig, dass er mannschaftsinterne Entwicklung in Salzburg zu spät erkannt hat, war ein Problem, doch das haben wir nun behoben, wird unser Trainer nach Linz ziehen und somit permanent vor Ort sein."
liga3.at: Georg Zellhofer wurde zuletzt von Seiten der Presse als Nachfolger für Edi Glieder bzw. als neuer Sportchef ins Spiel gebracht. Wie beziffern Sie den Wahrheitsgehalt dieser Meldung?
Dir. Jörg Rigger: "Gleich null. Unsere Lage ist zurzeit eh nicht die beste und dann wird mit solchen Namen auch noch Unruhe heraufbeschworen. Generell stimmt es jedoch, dass wir einen neuen sportlichen Leiter suchen, um Edi Glieder von der Doppelbelastung zu befreien und er sich nur mehr auf die Tätigkeit als Trainer konzentrieren kann."
Wie groß ist die Macht der Vorwärts-Fans?
liga3.at: Der Idee von einem Stadionneubau wurde von Ihnen aufgrund vieler kritischer Stimmen von Fanseite wieder verworfen. Wie groß ist das Mitspracherecht der Vorwärts-Fans wirklich?
Dir. Jörg Rigger: "Macht ein neues Stadion einen Sinn, wenn die Fans es boykottieren? Die Anhänger sind ja die Träger solch eines Konzepts, sollen Stimmung machen. Wenn sie ausbleiben,
wäre es kompletter Nonsens ein neues Stadion zu bauen. Die Fans sind die Seele einer Spielstätte! Bei der Personalpolitik können die Fans nicht mitbestimmen - da muss einfach der Euro und die Budgetplanung stimmen, das ist und bleibt vereinsinterne Sache."liga3.at: Die zuletzt aufkommenden Altlasten wurden schon oft besprochen, die sollen nicht einmal aufgewärmt werden. Doch, wird die Raika Trikotsponsor von Vorwärts?
Dir. Jörg Rigger: "Nein - Die Raiffeisenbank bevorzugt eine andere Art des Sponsorings, diese Möglichkeit besteht definitv nicht. Allein die letzte Finanzamts- und Gebietskrankenkasseprüfung zeigt, dass der Verein auf zwei absolut soliden und gesunden Beinen steht. Wir haben sogar ein Lob der Prüfer bekommen, haben lediglich kleine Nachzahlungen, die jedoch üblich sind, leisten müssen."
Der Beginn? 2. Klasse gegen Kleinreifling!
liga3.at: Warum und wann haben Sie das Präsidentenamt bei der Vorwärts übernommen?
Dir. Jörg Rigger: "Mittlerweile befinde ich mich schon im neunten Jahr als Präsident bei Vorwärts. "Schuld" am Engagement in Steyr war Rene Kern. Er hat mich damals zu einem "Zweitklasse-Match" nach Steyr eingeladen, ich dachte von oben gesehen, doch das war die achthöchste Spieklasse Österreichs (lacht). Der Gegner damals war glaube ich Kleinreifling, ein Ort den ich zuvor noch nie gehört habe. Die anfängliche Skepsis wich sehr schnell der Begeisterung. Das Umfeld war einzigartig, 1000 Zuschauer feuerten den Verein in der untersten liga Oberösterreichs an. Das erste Jahr beobachtete ich das Geschehen im Hintergrund, ehe ich dann mehr aktiv eingriff und im Sommer 2003 ins Präsidium kam. Seitdem ist Vorwärts meine Leidenschaft!"
liga3.at: Schafft Vorwärts den Klassenerhalt?
Dir. Jörg Rigger: Ja, ganz sicher!