Mit überwältigender Mehrheit hatten bereits die elf Oberhausclubs den Rangers die Zugehörigkeit entzogen, nachdem der Traditionsverein einen Schuldenberg von 166 Millionen Euro angehäuft hatte und in Insolvenz gehen musste. Nun muss der 54-fache Meister nicht wie erhofft in der zweiten, sondern in der untersten Leistungsstufe den Wiederbeginn starten und ist damit definitiv erstmals seit der Gründung des Vereins im Jahr 1890 nicht erstklassig.
„Diese Entscheidung liegt einem bewährten Prozess zugrunde. Es war für alle Beteiligten eine der schwersten Entscheidungen überhaupt. Sie wurde aber im Interesse der sportlichen Fairness getroffen - einem Grundprinzip der SFL“, erklärte der Vorsitzende, David Longmuir. Dem schottischen Fußball droht damit allerdings ein großes Problem. Geht es nach dem Verbandspräsidenten Stewart Regan, stehen eine Katastrophe, ein „langsamer, schleichender Tod“ und sogar „soziale Unruhen“ bevor.
Finanzieller Schaden enorm
Der vorläufige Absturz der Rangers in die sportliche Bedeutungslosigkeit erschüttert die schottische Liga nämlich in ihren Grundfesten - vor allem finanziell. Denn der bestehende TV-Vertrag mit den Sendern BSkyB und ESPN sieht mindestens vier Spiele zwischen den Rangers und Celtic vor. Der Verlust an TV-Geldern könnte sich laut SPL auf 16 Mio. Pfund (rund 20 Mio. Euro) belaufen. Laut der schottischen „Sun“ droht den Profivereinen sogar ein Verlust von an die 100 Millionen Euro.
Laut englischen Medien wären die Sender bereit gewesen, eine Saison ohne „Old Firm“ zu überbrücken. Daher lag die Hoffnung auf eine Einstufung der Rangers in die zweite Liga, damit nach einem geplanten sofortigen Wiederaufstieg das vielleicht berühmteste Derby der europäischen Fußballszene so schnell wie möglich auch in der Meisterschaft wieder zu sehen ist. Nun sind es aber zumindest drei Jahre. Die Fernsehpartner werden ihr Engagement nun drastisch reduzieren. Auch der Absprung weiterer potenter Sponsoren droht.
Fans drohten mit Boykott
Unter dem Strich wurde den Rangers allerdings von den restlichen schottischen Clubs damit die Rechnung für ihre jahrelange Misswirtschaft auf Kosten der kleineren Vereine präsentiert. Denn während die weniger populären Clubs zum Sparen gezwungen wurden, durften die beiden Großen Rangers und Celtic das Geld weiter mit offenen Armen ausgeben. Die Liga wurde zur Zweiklassengesellschaft.
Seit 1985, als Aberdeen Meister wurde, spielten sich die beiden Clubs aus Glasgow die Meisterschaft untereinander aus. Hearts of Midlothian konnte 2006 mit Rang zwei das Duo an der Spitze als einziges Team seit 1985 sprengen. Schon vor der Abstimmung in der letzten Woche hatten sich sieben Vereine klar gegen die Rangers deklariert. Auch auf Druck der eigenen Fans. Die Anhänger hatten gedroht, die Spiele gegen die „Gers“ zu boykottieren.
Mit Stolz in die vierte Liga
Daher gelang es dem Engländer Charles Green, der die maroden Rangers im Juni übernommen hat, nicht die erhoffte Mehrheit zu bekommen. Auch die Neugründung der Betreibergesellschaft des Clubs half nichts. „Wir sind zutiefst enttäuscht“, sagte Green, früher im Vorstand von Sheffield United, nach dem Votum der anderen Premier-League-Clubs in der letzten Woche.
Die Rangers wurden allerdings nicht anders behandelt als der Verein aus Livingston, der 2006 ebenfalls in die unterste Liga zwangsrelegiert wurde. Auch die Fans der Rangers haben sich immer klar dazu bekannt, keine Almosen haben zu wollen. Lieber mit Stolz in die vierte Liga und den Aufstieg in die Premier League aus eigener Kraft wieder schaffen, als jahrelang von den Celtic-Fans wegen der Bevorzugung verhöhnt zu werden.
Quelle: orf.at
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