Stärker und gescheiter als Ochsen
Orthopädische Chirurgen haben mitunter ein schweres Leben. Zumindest, wenn es um die Scherze geht, denen sie von Seiten der Anästhesisten ausgesetzt sind. Zum Beispiel vor kurzem in Großbritannien: Orthopädische Chirurgen reparierten zur Abwechslung nicht eine Hüfte oder andere Knochen, sondern einen kaputten Operationstisch - mit einem Hammer. Dies motivierte einen anwesenden Kollegen vom Betäubungsfach zum Zitat eines unter der englischen Ärzteschaft bekannten Witzes: "Typisch orthopädische Chirurgen: doppelt so stark wie ein Ochse, aber nur halb so gescheit."
Der Spruch wirkte nachhaltig: Die verlachten Chirurgen wollten es genauer wissen und starteten eine Studie zum Thema. In drei Spitälern Großbritanniens luden sie orthopädische Chirurgen und Anästhesisten zu einem Intelligenztest und dem Messen der Stärke des Handgriffs. Das Resultat: Die orthopädischen Chirurgen waren nicht nur stärker, sondern auch intelligenter als die spöttelnden Kollegen. (Teilnehmende Anästhesistinnen wurden aus der Auswertung genommen, weil von der groben Zunft nur Männer teilnahmen.) Eigentlich wollten die Chirurgen ihre Intelligenz und Stärke - passend zum Spruch der Kollegen - mit Ochsen vergleichen, wählten aber mangels einer passenden Vergleichsgruppe dann doch Anästhesisten.
Trainieren mit Kreuzworträtseln
Dass die Chirurgen bei der Stärke besser abschnitten, schien ihnen selbst nicht verwunderlich. Die Arbeit mit Knochen und Stahlplatten braucht Kraft. Ältere Artikel in der Weihnachtsausgabe der Zeitschrift verglichen daher Chirurgen auch schon mit Affen. Andere Studien ergaben, dass die Hände von orthopädischen Chirurgen größer sind als die allgemeiner Chirurgen, schreiben die Autoren der aktuellen Studie.
Überrascht hat die Chirurgen jedoch, dass die Anästhesisten bei der Intelligenz nicht gewannen, seien doch Kreuzworträtsel und Sudokus bei diesen sehr beliebt. Möglicherweise habe der relativ einfache, ausgewählte Intelligenztest die Klugheit nicht vollständig erfasst, schreiben die Chirurgen. Und den Anästhesisten geben sie angesichts der Ergebnisse der Studie den Tipp, sich neue Wege zu suchen, um über ihre orthopädischen Freunde zu scherzen.
Die Studien:
Alle Studien sind online verfügbar:
Fußballfan von Herzen und mit der Niere
Eine wahrscheinlich eher seltene Krankheit beschrieben drei Ärzte aus Manchester in einem anderen Text der Weihnachtsausgabe des "British Medical Journal". Eine 58-jährige Patientin leidet demnach unter einer Reihe an Symptomen, die zunächst vielleicht nicht sonderbar erscheinen: Angst, Panik, Herzklopfen, Benommenheit und Schwäche. Das Besondere ist jedoch, dass diese Leiden nur dann auftreten, wenn der Fußballclub Manchester United ein schweres Spiel zu bestreiten hat.
Die Ärzte konnten die Krankheit mach einigen Untersuchungen als besonderen Fall von Morbus Addison, einer Nebennierenrindeninsuffizienz, beschreiben. Dabei wird zu wenig vom regulierenden Stresshormon Cortisol produziert. Die Folgen sind ein niedriger Blutdruck und eventuell Koma.
Die Patientin litt vor allem dann, wenn Manchester im Heimatstadion Old Trafford spielte, besonders schwer bei den Spielen gegen Manchester City und Chelsea Anfang 2011, deren Ausgang bis zu den letzten Minuten offen blieb. Auf den Zusammenhang mit Manchester kamen die Ärzte durch einen Hinweis der Patientin, eingeleitet durch eine den Medizinern wohlbekannte Phrase, wie die Autoren der Studie schreiben. Manche Patienten beginnen, so wie die Betroffene, ihre Berichte dann mit "Ich weiß, Herr Doktor, das klingt lächerlich, aber …".
Eine Pille zur Halbzeit
Nebennierenrindeninsuffizienz ist laut den Ärzten schwer zu diagnostizieren, da Symptome wie Schwäche und niedergeschlagene Stimmung bei vielen Menschen auch aus anderen Gründen auftreten.
Da bei der beschriebenen Patientin die Symptome nur während der Spiele ihres Lieblingsklubs auftraten, bezeichnen die Ärzte diese neu beschriebene Krankheit als ersten Fall von "Manchester United-bedingter Nebennierenrindeninsuffizienz". Die Ärzte stellten die Patientin daraufhin auf eine Hormonersatztherapie ein. Die Patientin konnte damit die ersten Spiele der Saison 2011/2012 beschwerdefrei besuchen.
Gevatter Tod davongelaufen
Wie man dem Tod ein Schnippchen schlagen kann, beschreibt eine Gruppe australischer Mediziner und Medizinerinnen: Sie haben über 1.700 Männer mit einem Alter von über 70 Jahren aus Sydney und Umgebung über fünf Jahre beobachtet und ihre Gehgeschwindigkeit gemessen. Männer überlebten eher, wenn sie meist schneller als mit fünf Kilometern pro Stunde unterwegs waren. Die Autoren schließen daraus, dass sich der Sensenmann mit maximal dieser Geschwindigkeit bewegen kann. Wer ihm entkommen will, sollte also flott marschieren.
Mark Hammer, science.ORF.at